Sonntag, 1. Dezember 2013

Zeitreise

Noch 84 Tage bis zum Ende des Projektes.


Der 32. Post ist meinem Liebsten gewidmet, mit dem ich gestern eine Zeitreise in die Vergangenheit unternahm.



Stuhlmacher in Westalens Hauptstadt Münster    






Nach mehr als zwanzig Jahren zu Stuhlmacher eine Kleinigkeit essen gehen, dem Pianisten auf dem lichtergeschmückten Prinzipalmarkt lauschen, nochmal dieselben Wege gehen und feststellen, dass die Universitätsbibliothek stark erweitert wurde. Das Wandbild in der Kneipe Frauenstr.24 suchen und feststellen, dass auch dort renoviert wurde und das Fresko der Hausbesetzer und Kneipenbesitzer abgemalt und eingeschrumpft an der gegenüberliegenden Wand hängt. Das Givenchy wieder finden, das Emile und Cordula Zaragossa gehört, die unser Hochzeitsessen ausgerichtet hatten. Sehnsucht nach einer kleinen, feinen Stadt haben und über die vielen Touristen noch genauso genervt sein, wie früher.
Der geliebte Optiker hat verkauft und seine Nachfolger bieten Jedermann-Brillen an. Cafe Schucan, wo es Kakao mit echer Milch gab, ist einer Parfümeriekette gewichen. Im Haus der Regensberg'schen Buchhandlung ist Hasardeur eingezogen: der Laden der früher preiswerte und trendige Mode verkaufte, die immer ein wenig nach Zigarettenqualm roch (wahrscheinlich haben die Angestellten heimlich im Lager geraucht) verkauft jetzt in schickem Ambiente Prada und Bottega Veneta. Cafe Grotemeyer baut um, verkauft aber zum Glück noch immer diese wunderbaren Marzipankunstwerke. Selbst im kleinen und feinen Laden Voila - la Droguerie hat sich was verändert: statt des unfreundlichen Besitzers und seiner Gattin, die immer Angst hatten, dass man etwas anfasst, bedienen nun zwei reizende Studenten die Kundschaft, die sich nur schwer entscheiden kann, welche Knöpfe, Perlen, Troddeln oder Bänder sie kaufen soll.

Auch wenn wir in all den Jahren regelmäßig in die westfälische Metropole gefahren sind, war es gestern eine Zeitreise. Neben westfälischen Bauern sitzend, die sich lautstark auf Platt unterhielten, feststellend, dass rheinische Bauern einen anderen Habitus pflegen und fühlend, dass wo wir auch wohnen, unsere Wurzeln weder aus Westfalen, noch aus dem Rheinland stammen: wir kommen aus dem Ruhrgebiet, dem Kohlenpott, Glück auf!

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