Montag, 30. September 2013

Lieblingswolle

Noch 148 Tage bis zum Ende des Projektes.


Der 27. Post ist allen Schafen dieser Welt gewidmet, die uns mit ihrer Wolle mein Lieblingsbekleidungsmaterial schenken, ob gewebt, gefilzt oder gestrickt - ich liebe Wolle in fast jeder Verarbeitung.




Meine Lieblingswolle


Diese wunderbaren Herbsttage mit atlantischer Kühle in den Morgen- und Abendstunden und wärmenden Sonnenstrahlen um die Mittagszeit sind etwas ganz Besonderes. Man weiß eigentlich nie so recht, was man anziehen soll: Strickjacke und Leggins gehen in diesen Tagen eigentlich immer, sie wärmen am Morgen und werden mittags einfach ausgezogen, so dass man bei fast sommerlichen Temperaturen immer richtig gekleidet ist.
Aber was wäre der Herbst  ohne Wollsachen? Was wäre ich ohne ein Strickprojekt? Was würden meine unermüdlichen Finger tun, wenn ich keine Stricknadeln zur Hand hätte? Keine Ahnung wie viele Pullover, Schals, Handschuhe, Mützen und Tücher ich schon gestrickt habe. 

In den letzten Jahren bin ich ein großer Fan von NORO Wolle geworden und lande bei der Auswahl meines Herbst-Strickprojektes immer bei diesem besonderen Garn.
Norogarne sind mit nicht weniger als zehn verschiedenen Farbtönen im Knäuel gefärbt. Der Farbverlauf ist häufig kontrastreich, manchmal befindet sich sogar eine "störende" Farbe im Farbverlauf, und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diese Farbe genau das ist, was den NORO Look ausmacht. 
Eines meiner ersten Projekte mit dieser Wolle war ein Strickmantel, für den ich gedeckte Braun- und Grautöne ausgesucht hatte. Von außen sahen die Wollknäule sehr harmonisch aus und auch das zwischendrin eingefügte Grasgrün gefiel mir sehr gut. Zu meiner Überraschung befand sich am Ende des 125 Meter langen Wollgarns und tief im Inneren des gewickelten Knäuels versteckt ein gelborangefarbener Abschnitt. Das war die störende Farbe! Beim ersten Knäuel schnitt ich sie raus und strickte ohne Orange weiter, merkte aber schon bald, das dies genau die Farbe war, die meinen Wollmantel aufwertete. 

Eisaku Noro ist von Haus aus Maler und wenn er die ungesponnene Wolle zusammenstellt, um einen neuen Farbverlauf zu kreieren, spürt man die Erfahrung des Künstlers.
Wer jetzt neugierig geworden ist, und mehr über NORO Wolle wissen will, dem lege ich die Internetseite meines Lieblingswollladens www.wolleunddesign.de ans Herz - dort kann man in Ruhe stöbern und vielleicht sogar Ideen für ein herbstliches Strickprojekt bekommen.

Sonntag, 22. September 2013

Serial Mum....

Noch 156 Tage bis zum Ende des Projektes.

Der 26. Post ist allen Müttern gewidmet, die sich fragen, wann sie die Herrschaft über ihr eigenes Leben zurück bekommen.





Eine neue Frauenzeitschrift für ein neues Frauenbild


Seit den Sommerferien möchte ich zu diesem Thema schreiben. Da lagen nämlich einige Exemplare dieses Magazins als Remittenden in unserem Foyer und warteten darauf mitgenommen zu werden. Inzwischen ist auch die Herbstausgabe dieser Zeitschrift erschienen.
MUM ist ein Hochglanzmagazin für eine konsumorientierte, einkommensstarke Bevölkerungsschicht ohne politisches Bewußtsein, aber mit viel Gefühl für gutes Styling.

Die Frauenzeitschrift MUM zeigt stylische Mütter, Väter und Kinder in einem sauberen Umfeld mit schönen Dingen. So unwirklich schön und sauber, dass man den Redakteurinnen dieses Magazins zurufen möchte: merkt ihr denn nicht, was ihr da macht? Dass die Gesellschaft Frauen benutzt, wie sie gerade gebraucht werden?

In den 1960er Jahren sollte die Familie mit Ehemann und Kind im Fokus des weiblichen Lebens stehen. Gute Hauswirtschaft mit sauberen Wohnungen und sauberer Kleidung und regelmäßigen, selbstgekochten Mahlzeiten, sparsamer Umgang mit Geld und die autoritäre Erziehung der Kinder waren das Erbe, welches die meist jungen Mütter von ihren Müttern übernommen hatten. Familienväter waren stolz darauf, wenn ihre Frauen nicht arbeiten mußten, sondern sich ganz und gar der Familie widmen konnten. Technische Hilfsmittel,  wie Staubsauger, Waschmaschine und Kühlschrank erleichterten die Hausarbeit. 

Zwanzig Jahre später waren die meisten Mütter  berufstätig. In der Regel sorgten sie mit einer Halbtagsstelle dafür, dass das Familieneinkommen aufgestockt wurde. Ein zweites Auto wurde nötig, weil man in die Vorstädte zog. Regelmäßige Urlaubsreisen erweiterten den Horizont. Der Anspruch an Mütter dieser Generation passte sich an das moderne Leben an. Zwar sollten sie noch immer perfekte Ehefrau und Gastgeberin sein, doch Convenience Food und Mikrowelle veränderten schon das Essverhalten innerhalb der Familie. Zeitmangel spielte eine immer größere Rolle und es wurde schwierig die Rolle der guten Mutter und Erzieherin der Kinder mit dem selben Enthusiasmus auszufüllen.

Im Zeitalter des Milleniums dann wurde die berufliche Karriere der Mütter gesellschaftlich erwartet. Auf Partys zugeben zu müssen, nicht berufstätig zu sein, beschämte manche Frauen, die sich daraufhin kurzerhand zur Managerin eines Familienunternehmens erklärten. Die Ansprüche an alle Frauen dieser Generation aber waren dieselben: Ehefrau, Geliebte, sylische Mum - aber nicht Mutter. Die Mutterrolle, die unweigerlich mit Kindererziehung, Selbstverleugnung und Zeitmangel verknüpft ist, sollte institutionell aufgefangen werden. Kindertagesstätten mit U3 Gruppen und offene Ganztagsschulen sollen den Spagat ermöglichen, der von berufstätigen Müttern bis heute erwartet wird.

Wer oder was bei diesem System auf der Strecke bleibt, ist von Familie zu Familie sicherlich unterschiedlich. Eines aber ist gewiss: die Gewinner sind nicht die Mütter, die laufen und rennen und doch niemals ankommen werden, denn das Ziel "so sein zu müssen, wie die Gesellschaft sie braucht", werden sie nie, nie, nie erreichen, wenn sie nicht selbst an diesen Zielen arbeiten und das ein oder andere nebensächliche einfach weg lassen.

Sonntag, 15. September 2013

O' zapft is ...

Noch 163 Tage bis zum Ende des Projektes

Der 25. Post ist einer Altbäuerin in Markschellenberg gewidmet, bei der wir einen Sommer zu Gast waren. Jeden Tag trug sie als Alltagskleid ein anderes Old-School-Dirndl, eines schöner als das andere.



Werbung auf einem Bus im Rheinland


In den siebziger Jahren  trug man in Paris schwarze schmale Hosen und enge Rollkragenpullis, in London hatte Mary Quant den Minirock erfunden und in San Francisco flochten sich Hippies Blumen ins Haar.

Im Ruhrgebiet saß ein Mädchen in einem Dirndlkleid auf einem Holzschemel und fühlte sich total unwohl. Das Kleid war marineblau, hatte sechs geschwärzte Goldknöpfe auf dem Brustteil und wurde mit einer rosaweiß karierten Bluse und einer passenden Schürze getragen. Die Schürze hatte blaue Maschinenstickerei als Verzierung und das zehnjährige Mädchen haßte diese oberflächliche Arbeit, die nichts von der Schönheit besaß, mit der ihre Großmutter Tischdecken bestickte.

Noch immer besitze ich ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Dirndln und frage mich, wie man diese Kleider ungestraft außerhalb Bayerns tragen kann. Keine Frage, dass sie in diesem Landstrich zuhause sind - quasi dort erfunden wurden, als Kleidungsstücke welches die Idee vom ländlichen Leben nachahmten. Getragen zuerst von Bürgerinnen als Ausflugskleidung aufs Land, wozu vor über hundertfünfzig Jahren auch die Theresienwiese in München gehörte, auf der sich heuer das Oktoberfest abspielt. 
Als sogenanntes "sinkendes Kulturgut" kam das Dirndl nach einigen Generationen auch in der ländlichen Bevölkerung des Alpenlandes an und wurde dort zuerst als Festtagskleid, einige Zeit später auch als  traditionelle Alltagskleidung getragen. 
Keine Frage: seinen Ursprüngen nach, gehört dieses Kleid nach Bayern und es gibt nichts schöneres, als zur Oktoberfestsaison in München in den Auslagen der Schaufenster das schönste Dirndl auszusuchen. Dieses Kleid ist feminin, es macht einen schönen Busen, eine schmale Taille und gibt sich ganz und gar weiblich. 
Nördlich des Weißwurstäquators wird aus dem Kleidungsstück jedoch ein Verkleidungsstück.
(Ich bin sicher, die Reklamefritzen vom Karnevalshaus D. wissen das, wie kämen sie sonst auf den einfallsreichen Spruch: wir können mehr als Karneval?) In diesem Landstrich geht es nicht um teure Seidenstoffe aus Asien, aus denen Dirndl genäht werden, auch nicht um old fashioned Dirndl der vierziger bis achtziger Jahre, die handgenäht und dank ihrer hochwertigen Stoffe heute in Spezialgeschäften als Vintage-Dirndl verkauft werden, es geht nicht um hochwertige Kollektionen aus Leinen alteingesessener Trachtenfirmen, bei denen ein Dirndl mit Zubehör schon mal um die tausend Euro kostet. In diesem Landstrich - nördlich von Bayern geht es um billige Asienimporte, aus billigen Stoffen zu Billiglöhnen in China, Bangladesh und Vietnam angefertigt, schlecht sitzend, aber egal, denn diese Dirndl müssen ja nur eine Nacht im Festzelt überleben, wenn wir im Oktober am Südstation Party feiern.

Sonntag, 8. September 2013

September Issue

Noch 170 Tage bis zum Ende des Projektes

Der 24. Post ist dem Zufall gewidmet, der dafür sorgt, dass ich immer das bekomme, was ich gerade brauche: zum Beispiel ein passendes Thema.






alle Fotos: moderner Autobahnsouvenirshop


 





























Das Schönste an der Rückfahrt aus dem Urlaub am Ende des Sommers war immer der Einkauf von französischen Modezeitschriften auf Autobahnraststätten. Dick, schwer und bunt haben mir die Hefte zuverlässig die lange Heimfahrt verkürzt.
Quasi über Nacht sind aus französischen Autobahnraststätten, mit einem ehemals eindrucksvollen Sortiment an Modezeitschriften, kleine Shoppingcenter geworden. Den Kaffee gibt es nicht mehr aus Porzellantassen, sondern nur noch aus dem Automaten im Plastikbecher und Sandwiches kauft man nicht an einer Theke, sondern entnimmt sie folienverpackt der Kühltheke. Kinderbücher und Souvenirs haben das Zeitungssortiment verdrängt. Vielleicht hat sich die Shop-Mitarbeiterin ja für diese Veränderung geschämt, als sie mir hinterher lief um mir das Fotografieren in der Raststätte zu untersagen.

Für jeden Modejunkie ist die September Ausgabe der Magazine das wichtigste Hefte des Jahres. Was ein Jahr zuvor auf den Laufstegen der Fashion Week in Paris, Mailand oder New York zu sehen war, wurde fotografiert und von den Einkäufern der großen Geschäfte geordert, um zuverlässig Anfang September die Modegeschäfte zu füllen, damit wir shoppen können.
Wer den Film "The September Issue" aus dem Jahr 2007 gesehen hat (bei dem es um die Herstellung des Septemberheftes der amerikanischen Vogue geht), der weiß, wieviel Kreativität, aber auch Frust in so einem Heft steckt.
Die deutsche September Ausgabe der Vogue 2013 liegt nun vor mir: sie ist 927 Gramm schwer und zählt 360 Seiten, von denen 180 ganzseitige Anzeigen sind, nicht gezählt sind die viertelseitigen Anzeigenspalten und die Anzeigen in eigener Sache. Der Modeteil ist mit 45 Seiten vertreten, wenn ich richtig gezählt habe, denn manchmal weiß man nicht so genau, geht es um die Modestrecke oder den redaktionellen Teil?
Ich bin gnadenlos enttäuscht von diesem Heft. Die Selbstverliebtheit der Modefotografie führt zu einer ambitionierten, im Grunde aber schlechten Darstellung der Mode, so dass ich mir viel lieber die Werbeseiten der Anzeigen anschaue, weil hier viel klarer zum Ausdruck kommt, um welches modische Stück es sich handelt. Im nächsten Jahr werde ich die 6 Euro also nicht in die September Ausgabe der Vogue investieren, sondern mir den Frust ersparen und mir dafür einen Eisbecher gönnen, um mir die Shopping-Diät zu versüßen.


P.S. Das Shopping Queen Thema der letzten Woche, bei dem es um das Chanel Täschchen ging, war toller als erträumt. Tatsächlich war eine große Originaltasche Chanel 2.55 im Werte von 4000 Euro der Wanderpokal, mit der jede Kandidatin shoppen durfte und für die sie ein passendes Outfit erstellen sollte. Die Gewinnerin durfte tatsächlich die schöne, teure Chanel Tasche behalten!

Sonntag, 1. September 2013

Wieder daheim ... Kassensturz im August

Noch 177 Tage bis zum Ende des Projektes..



Der 23. Post ist meiner Freundin Antje gewidmet, die mich auch in Abwesenheit und Ferienzeit zuverlässig mit interessanten Zeitungsartikeln aus der Modewelt versorgt.



Urlaubssouvenirs für die ganze Familie


Diese wunderschönen Espadrilles stammen aus einer kleinen Stadt in Spanien, die wir jedes Mal besuchen, wenn wir in der Nähe sind. Der Weg dorthin ist ein wenig mühsam und beschwerlich, doch wir nehmen ihn gerne in Kauf, weil es dort so schön ist. Großartig ist es auch, wenn neben den üblichen Kleinigkeiten (Kaffee, Eis, eine Süddeutsche) noch das ein oder andere Souvenir als Erinnerung mitgenommen werden kann. In diesem Jahr hatte sich die vierköpfige Familie Espadrilles ausgesucht, diese handgenähten Stoffschuhe mit Hanfsohle, die völlig ruiniert sind, wenn man mit ihnen in den Regen kommt und außerdem noch diesen ganz speziellen Geruch entwickeln. Die Schuhgrößen hatte ich im Kopf, die Farben durfte ich aussuchen. Und was passiert , wenn man sich nicht zwischen bordeauxrot (sieht aus wie Doppelherz), lila (das ist Tante Trude), marineblau (zu langweilig) oder türkis (haben wir schon) entscheiden kann? Dann rutscht neben weiß, rot und mango auch ein hübsches kiwigrün in die Tasche wird bezahlt und eingepackt. Auf dem Rückweg, auf der Paßstraße, als kein Gedanke an Umkehr mehr möglich war, bemerkte ich, dass ich diese kiwigrünen Schuhe für mich gekauft hatte. Kein Gedanke an Shopping-Diät, einfach gekauft: vier Köpfe, vier Paar Espadrilles. Ich habe sie dann heimlich behalten, keiner hatte gemerkt, dass ich zugeschlagen habe.

In diesem Sinne ist meine Shopping-Diät in diesem Monat auf dem Level fünf zu verorten. Level eins wäre absolute Diät, Level sechs der bewußte Kauf(rausch). Ich habe zwar gekauft, aber ganz unbewußt, weil bei uns jeder was mitkriegt, wenn die Beute verteilt wird. Witzig ist, dass ich mit den Schuhen da saß und dachte: die sind schön, aber die brauche ich gar nicht. Nach vier Monaten Shopping-Diät ist das Nagetier "ich brauche etwas Neues" leise geworden und fordert nicht mehr so stark wie am Anfang. Der Kontostand ist erfreulich, es ist in diesem Monat etwas übrig geblieben und ich kann zufrieden sein.

Zuletzt noch ein TV- Tipp auf VOX  für Shopping-Queen-Fans oder solche, die neugierig sind. Meine Lieblings-Doku-Soap bringt diese Woche von Montag, 2. Sep. bis Freitag, 6. Sep. eine Spezialausgabe um 19 Uhr unter dem Motto: "Ein Taschentraum wird wahr. Kreiere dein perfektes Outfit zum Chanel-Klassiker". Ort des Geschehens ist Düsseldorf. Bin mal gespannt, was die so drauf haben. Es kann sich ja auch nur um ein Fake-Täschchen oder wie G.M. Kretschmer sagt: "Chanel für Anfänger" handeln, denn selbst im Edel- 2nd- Hand habe ich gestern eine Tasche gesehen, die zur Hälfte reduziert war und immer noch 1250 € kostete.