Montag, 24. Februar 2014

Geschafft! Nicht geschafft?!

Noch 4 Tage bis zum Ende des Projektes
   



Der letzte Post ist allen gewidmet, die gelesen, Infos gesammelt, Anteil genommen,  mich begleitet und nachgefragt haben. Danke für Eure Unterstützung!





Es geht los ....

Das Allerschwerste waren die Fotos! Als ich vor fast einem Jahr meinen Blog startete, hätte ich nie daran geglaubt, dass mir fehlende Bilder das Schreiben vermiesen würden. Zwar hatte ich eine Vorstellung davon, dass ich alle Fotos selber machen wollte, aber schon nach dem ersten Ausflug in die Stadt, der mir die wunderbaren Portraits des ersten Posts bescherte, war mir klar, dass Fotos eine Herausforderung werden würden ...

Mein Ziel, ein Jahr lang nicht zu shoppen, habe ich nicht erreicht! In diesem Blog habe ich offen dargestellt, wie groß die Versuchung und wie schwer das Widerstehen ist.
Trotzdem habe ich sehr wenig gekauft und ein hübsches Sümmchen angespart. Vom Little Black Jacket habe ich  Abschied genommen: diese wunderbare Jacke paßt definitiv nicht in meine Welt. Mode ändert sich so schnell und die Idee, in Mode zu investieren um dieses Jäckchen an meine Tochter weitergeben zu können, ist nicht wirklich gut. Chanel Jäckchen aus den achtziger oder neunziger Jahren zeigen, dass sie mit der Zeit verlieren. Leider!

Was bleibt, ist eine Idee von Konsum, der sich auf klassische, nicht trendorientierte, individuelle Mode beschränken soll - also auf Stil!

Ich bin weiterhin auf der Suche nach meinem Stil, den ich jetzt als Vintage, Clochard, Ethno und mädchenhaft beschreiben würde, der sich aber sicherlich auch wieder ändert. 
Eine andere tolle Erkenntnis gibt es auch noch, die den Einzelhändlern sicherlich nicht gefallen mag: ich bin nicht mehr bereit den vollen Preis für ein teures Kleidungsstück zu bezahlen: tolle Angebote in vituellen Kaufhäusern, Preisreduzierung zur Saisonmitte, drastische Preisnachlässe zum Saisonende zeigen, machen die Jagd zu einem Vergnügen.
Allerding muss die Jägerin spätestens an dieser Stelle acht geben, dass sie nicht zu einer Sammlerin wird!



Mittwoch, 18. Dezember 2013

Last Christmas

Noch 67 Tage bis zum Ende des Projektes.

Der 34. Post ist meinem Friseur Peter gewidmet: sorry aber ich muß den Termin am Freitag leider absagen!




Eddie Constantin, Francois Truffaut und ein Unbekannter in einem Hotel in Südfrankreich. Der Fotograf, der sein Studio direkt gegenüber dem Hotel hatte, verkaufte dieses Foto in den 1980er Jahren als Souvenir an Touristen .



Rieke feiert einen runden Geburtstag und lädt zur Mottoparty am Freitag ein. Ihr Jahrzent sind die 80er Jahre und deswegen lautet das Motto "Wham! Last Christmas ...". 
Ich halte es für eine tolle Idee, mit einer Party in die Weihnachtstage zu starten und war auch anfangs von dem Motto sehr begeistert. Schließlich waren die Achtziger Jahre auch mein Jahrzehnt - ohne große Modesünden und mit viel Spaß. So wie es für die Historiker das "lange 19. Jahrhundert" gibt, existieren für mich die "langen achtziger Jahre", die erst 1993 zu Ende gingen, als für mich ein neuer Lebensabschnitt begann..

Ein Blick ins Fotoalbum hat mich direkt wehmütig gemacht. Mein Gott, was waren wir damals jung. Wußten wir eigentlich, wie gut wir aussahen? Haben wir das jemals genossen? Ich nicht! Es war einfach so.

Eine Mottoparty verlangt nach dem angemessenem Outfit, also wurde ein Termin beim Friseur für Haare und Make up vereinbart. Klamottentechnisch war ich nicht bereit, mich in Aerobic Kleidung zu schmeißen, mir Schulterpolster in den Blazer zu nähen oder wie eine Dallas-Lady aufzulaufen. Die Haare im Retrostyle mußten reichen. Vielleicht noch ein paar geschmacklose Ohrringe? Etwas Schmuck? Ringe? Ketten? Ich habe fast zwei Stunden bei Karstadt vor dem Billigschmuck verbracht (und die Auswahl ist beträchtlich!!), um etwas Passendes zu finden. Weil nichts mir zusagte, habe ich noch eine Stunde draufgelegt und bin rüber in die Klamottenabteilung, um 80er Jahre Style zu shoppen. Wieder nichts! Rüber zu Zara - auch da: das bin ich nicht! Völlig genervt, weil ich nichts kaufen wollte, vielleicht aber sollte bin ich dann nach Hause gefahren mit der Vorstellung, dass ich Freitag nachmittag zum Friseur gehe, dort eineinhalb Stunden an mir herumzuppeln lasse, die Zeit vor der Party gestylt wie ein Zirkuspferd in einer Bar etwas trinke und von Leuten angeschaut werde, die wahrscheinlich denken, dass ich immer so herumlaufen muß. NIEMALS!

Also werde ich etwas Schönes anziehen, den Abend genießen und stolz darauf sein, dass ich immer dann, wenn ich etwas kaufen soll, nichts kaufen will! Wieder mal geschafft!

Donnerstag, 12. Dezember 2013

...alles shoppt, einer lacht ....

Noch 73 Tage bis zum Ende des Projektes.


Der 33. Post ist den Orten gewidmet, mit denen wir schöne Erinnerungen verbinden; z.B. den Okerterrassen in Braunschweig.



Souvenirs von gestern ohne Rentierfell











Das Leben spielt manchmal verrückt. Fast ein Jahr lang bemühe ich mich, nicht mehr ans Shoppen zu denken und kaum beginnt die Vorweihnachtszeit, die Zeit, in der ich nach Herzenslust Geschenke planen, einkaufen und verpacken könnte, verläßt mich der gute Wille.
Ich habe gar keine Lust zu shoppen.

Viel schöner ist es in diesen Tagen am Abend daheim zu sitzen, den Kindern den Fernseher zu überlassen, um es drinnen gemütlich zu haben. Wer will in diesen Wochen in stressigen Fußgängerzonen nach Geschenken suchen, mit klammen Fingern nach Kleingeld für Straßenmusikanten fummeln und sich darüber ärgern, dass die Straßenbahnen am Ende des Tages überfüllt sind (wenn sie überhaupt kommen)?

Dagegen ist Tee oder Glühwein trinken und hübsches Geschmeide für die Freundinnen zu basteln doch ein viel kontemplativerer Ausklang für nasskalte Tage. Geschenke für die Männer besorgt traditionell der Gatte, befreundete Kinder, Mutter und Schwiegermutter werden mit Geschenken bedacht, die per Telefonanruf im nächsten Buchladen nach zwei Tagen zur Abholung bereit stehen.
Allein der Weihnachtswichtel stellt höhere Anforderungen an mich. Seit einigen Tagen hängen vier Wunschzettel am Kühlschrank, auf den jedes Familienmitglied Wünsche an seinen Weihnachtswichtel geschrieben hat. Obwohl das jüngste (und sich für das Klügste haltende) Familienmitglied (wie jedes Jahr) nach der Namenslotterie behauptet hat, zu wissen, wer wen beschenken darf - ist das Wichteln bis zur Bescherung Geheimsache.



Sonntag, 1. Dezember 2013

Zeitreise

Noch 84 Tage bis zum Ende des Projektes.


Der 32. Post ist meinem Liebsten gewidmet, mit dem ich gestern eine Zeitreise in die Vergangenheit unternahm.



Stuhlmacher in Westalens Hauptstadt Münster    






Nach mehr als zwanzig Jahren zu Stuhlmacher eine Kleinigkeit essen gehen, dem Pianisten auf dem lichtergeschmückten Prinzipalmarkt lauschen, nochmal dieselben Wege gehen und feststellen, dass die Universitätsbibliothek stark erweitert wurde. Das Wandbild in der Kneipe Frauenstr.24 suchen und feststellen, dass auch dort renoviert wurde und das Fresko der Hausbesetzer und Kneipenbesitzer abgemalt und eingeschrumpft an der gegenüberliegenden Wand hängt. Das Givenchy wieder finden, das Emile und Cordula Zaragossa gehört, die unser Hochzeitsessen ausgerichtet hatten. Sehnsucht nach einer kleinen, feinen Stadt haben und über die vielen Touristen noch genauso genervt sein, wie früher.
Der geliebte Optiker hat verkauft und seine Nachfolger bieten Jedermann-Brillen an. Cafe Schucan, wo es Kakao mit echer Milch gab, ist einer Parfümeriekette gewichen. Im Haus der Regensberg'schen Buchhandlung ist Hasardeur eingezogen: der Laden der früher preiswerte und trendige Mode verkaufte, die immer ein wenig nach Zigarettenqualm roch (wahrscheinlich haben die Angestellten heimlich im Lager geraucht) verkauft jetzt in schickem Ambiente Prada und Bottega Veneta. Cafe Grotemeyer baut um, verkauft aber zum Glück noch immer diese wunderbaren Marzipankunstwerke. Selbst im kleinen und feinen Laden Voila - la Droguerie hat sich was verändert: statt des unfreundlichen Besitzers und seiner Gattin, die immer Angst hatten, dass man etwas anfasst, bedienen nun zwei reizende Studenten die Kundschaft, die sich nur schwer entscheiden kann, welche Knöpfe, Perlen, Troddeln oder Bänder sie kaufen soll.

Auch wenn wir in all den Jahren regelmäßig in die westfälische Metropole gefahren sind, war es gestern eine Zeitreise. Neben westfälischen Bauern sitzend, die sich lautstark auf Platt unterhielten, feststellend, dass rheinische Bauern einen anderen Habitus pflegen und fühlend, dass wo wir auch wohnen, unsere Wurzeln weder aus Westfalen, noch aus dem Rheinland stammen: wir kommen aus dem Ruhrgebiet, dem Kohlenpott, Glück auf!

Donnerstag, 28. November 2013

Weihnachtsmärkte und Futterneid

Noch 27 Tage bis Weihnachten


Der 31. Post ist allen Weihnachtshasen und meiner Freundin Hermi gewidmet: den Weihnachtshasen, weil sie so fleißig dafür sorgen, dass wir ein schönes Fest haben werden und meistens völlig erschöpft unterm Weihnachtsbaum liegen und meiner Freundin Hermi, weil sie dieses wunderschöne Wort erfunden hat.





Mein Lieblingsbasar im November


Am vorletzen Samstag im November beginnt für mich die Vorweihnachtszeit mit den vielen kleinen Weihnachtsmärkten und Basaren. Um nicht übersättigt zu sein, wenn das Fest beginnt, beschränke ich mich auf zwei bis drei Märkte und jedes Jahr macht der Waldorfbasar den Anfang. 
Nach zwanzig Jahren Basarfreude habe ich sicherlich alles gekauft, was der Markt so hergibt: Pulswärmer aus Filz, Meditationskissen mit Dinkelfüllung, Notizbücher - hergestellt aus den Umschlägen von Kinderbüchern aus den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, je ein Knäuel handgefärbte Wolle mit einer Lauflänge von 300m, die gerade ausreicht, um Einzelteile zu stricken und in diesem Jahr zwei Birkenholzscheite, handgeglättet im Schnittbereich, die mir als Kerzenständer dienen werden. 
Ich bin noch auf der Suche nach einem Rentierfell zu Dekorationszwecken, kann mich aber nicht wirklich entscheiden, welche Qualität ich kaufen will: A) das Beste vom Besten - kuschelig, weich und teuer, B) mit Einschußlöchern und kahlen Stellen oder C) Einschußlöcher, kahle Stellen und Haarausfall, als Kaminvorleger geeignet. 


Nunu Kaller aus Wien hat ein Buch geschrieben, berichtet Spiegel Online am 28. 11. 13. Das Buch heißt: "Ich kauf nix - und wie ich durch meine Shopping Diät glücklich wurde". Im Artikel verrät sie, dass sie ein Projekt gestartet hatte: ein Jahr wollte sie keine Klamotten kaufen. Als Bloggerin berichtete sie über ihre Erfahrungen. 
Ich merke, dass ich abwehrend auf diese Nachricht reagiere, ich denke darüber nach, warum mich das so anficht und muss gestehen, dass es etwas mit Futterneid zu tun hat. Schließlich mache ich ein ähnliches Projekt, aber im Gegensatz zu Nunu, bin ich nicht ernsthaft auf die Idee gekommen, ein Buch darüber zu schreiben, bzw. habe mich nicht getraut das Projekt für relevant genug zu halten. Ich bin auch nicht besonders stolz auf meine selbstgestrickten Sachen (so wie Nunu), selbt wenn sie gelungen sind, sind sie einfach da. Ich bin auch nicht stolz auf meinen schönen, selbstgefertigten Schmuck - eher denke ich : prima, dass ich das kann. Auch von meinem Blog, den ich schon gern mag, erzähle ich erst jetzt rum, nachdem mir andere bestätigt haben, dass es Spaß macht, ihn zu lesen.
Ich stelle meine Talente nicht zur Schau und finde es merkwürdig, wenn sich andere Menschen  mit derselben Idee trauen es zu tun. Ist doch nicht der Rede wert, ist doch nichts besonderes, das kann doch jeder, ruft es in mir.
Ich habe es nicht geschafft, ein Jahr lang nicht zu shoppen, habe Rückfälle gehabt, die mir Spass und kein schlechtes Gewissen gemacht haben. Am Ende der Show werde ich das Geld für ein Chanel Jäckchen gespart haben - aber ich werde es nicht dafür ausgeben. Ich plane schon das nächste Projekt.

Sonntag, 3. November 2013

Fashion Hero


Noch 114 Tage bis zum Ende des Projektes.


Der 30. Post ist der Geschwindigkeit gewidmet, mit der sich die Trends verändern. Ich komme da nicht mehr mit und stehe so manches Mal fassungslos daneben.



Lieferwagen in Barcelona,  August 2013.







Wann fing das eigentlich an, dass sich  Mainstream und  Fernsehen für Mode interessierten? Dass man es wagen durfte zu bekennen, ein Modejunkie zu sein? Seit wann dreht die Welt sich schneller?

Ehrlich gesagt, ich bin außer Puste und fühle mich wie ein Marathonläufer bei Kilometer 33: mir geht die Luft aus, ich will nicht mehr mitmachen und frage mich: was soll das Ganze?

Mein No-Shopping-Projekt geht jetzt ins letzte Drittel. In den letzten Wochen habe ich geshoppt, was ich auch in diesem Blog freimütig gestanden habe. Der Sinn des Verzichtes war mir nicht mehr wichtig. Innerlich verabschiedete ich mich von dem Chanel-Jäckchen: es ist nicht meine Preisklasse, Mode ist keine Investition, dazu ist sie zu schnelllebig, Chanel bin nicht ich: ich bin weniger elegant, mehr lässig; weniger Upper-Class, mehr Prinzessin in Strickjacke - also eine ganz seltsame Mischung, die nur für mich funktioniert. Ich finde mich auch im Fernsehen, bei meiner geliebten Shopping-Queen, nicht wieder. Weder bin ich Reeperbahn-Rockabilly-Girl noch High-Heel-Orsay Braut, ich bin keine Fünfzigerin die Braxhosen trägt und auch keine verarmte Russin, die Pradaschuhe und Handtäschchen im Outlet kauft.
Kleidung ist mir sehr wichtig und je weiter das No-Shopping Projekt geht, desto bewusster wird es mir. Kleidung ist auch immer ein Stück Verkleidung für mich, das Erfinden neuer Kombinationsmöglichkeiten - manchmal geht es in die Hose, aber manchmal ist auch Gutes dabei. 

Fing dieses Modegetue mit dem Fernsehkanal ARTE an, der die Pariser Modewoche thematisierte und uns im September immer die Filme zu diesem Thema präsentiert? Fing es mit dem Mauerfall an und dem allmählichen Wiedererwachen Berlins zur Modemetropole? Hat das Internet Einfluss mit seinen globalisierten Shoppingmöglichkeiten? Seit wann gibt es die Gegenbewegung des Smart-Shoppens, die sich den Einflussmöglichkeiten des "immer-mehr" und "Qualitätsstandard- egal" entzieht? Seit wann ist der Luxus von früher erschwinglich geworden? Ich weiß es nicht, ich registriere nur und suche immer noch nach meinem persönlichen Weg.

Die neueste Show der Fernsehgeschichte heißt Fashion Hero. Es geht um einige tapfere Schneiderlein, die in dieser Show darum kämpfen eine Runde weiter zu kommen. Die Aufgabe ist für alle gleich: ein Kleidungsstück muß genäht werden, z.B. zu dem Thema "dress to impress". In einem bestimmten Zeitrahmen nähen die Schneiderlein im "fashion loft" ihre Kreation und werden dabei von drei Paten beraten. Claudia Schiffer ist die bekannteste, dazu noch ein unbekannter lustiger schwuler Mann und eine androgyne Frau, die  sich mit ihrer platinblonden Bobfrisur von der langhaarigen Claudia unterscheidet.
Mittwochs um 20:15 dürfen die Nachwuchskräfte bei VOX ihre Kreationen präsentieren und versuchen ihre Looks zu verkaufen. Als Einkäufer sitzen dort das Internetlabel Asos, Karstadt
und S.Oliver. Die Einkäufer machen den Schneidern entweder ein Angebot im 5 oder 6 stelligen Bereich, ihren Entwurf für ihr Modehaus zu kaufen oder sie geben kein Angebot ab. Bei einem Angebot ist der Schneider eine Runde weiter und darf im Loft weiter nähen, bekommt er kein Angebot hat er die Chance an einer Extrarunde teilzunehmen. Die Höhe des Angebotes der Modehäuser ist verantwortlich dafür, in welcher Menge die Klamotten für den Markt produziert werden und was der Schneider damit verdienen kann.
Die Extrarunde, ich glaube sie heißt "Recall", ist an eine Aufgabe gebunden. Innerhalb von 30 Minuten müssen Recall Finalisten z.B. aus einer Wolldecke ein neues Kleidungsstück nähen. Wer damit bei Claudia und Co. gut ankommt, darf im Fashion Loft bleiben und für die nächste Woche produzieren.
Gestern habe ich die Kreationen der Mittwochsshow im Schaufenster gesehen. Wir dürfen gespannt sein, was in den nächsten Wochen in die Läden kommt und nach Weihnachten reduziert und auf den Kleiderständern verramscht wird.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

3,2,1 ... meins!

Noch 125 Tage bis zum Ende des Projektes


Der 28. Post ist dem süßen, kleinen Hamster in der zur Zeit laufenden Ebay- Kampagne gewidmet, dem ein Hund ein Riesenrad ersteigert, damit er nicht länger in seinem  Hamsterrad rumläuft, sondern auch mal die Welt aus einer anderen Perspektive sieht.


                    
Hamster in Spiellandschaft ohne Hamsterrad



Ich hatte den Ebay-Virus! Eine unglaublich lästige Krankheit, deren Nebenwirkung Scham- und Versagensgefühle sind.

Aber alles von Anfang an:

Die hochgeachtete Modejournalistin Rebecca Willis hatte einen wunderbaren Artikel zum Thema Kleider-Recycling geschrieben, der mir von meiner Freundin mit dem Kommentar zugeschickt wurde: vielleicht denke ich ja noch mal über 2nd-hand-Mode nach. Gemeinsam durchstreiften wir die Shops in meiner Stadt und waren uns einig, dass dieser typische Geruch von chemischer Reinigung unserer Lust etwas (für meine Freundin) zu kaufen, entgegen stand.
Nach dem Wochenende stöberte ich zielgerichtet bei Ebay nach Kleidungsstücken eines bestimmten Labels. Die Trefferquote war sensationell und wenn auch nicht alles meiner Kleidergröße entsprach, so konnte man doch eine Rubrik "suche ..." einrichten und interessante Objekte auf eine Beobachtungsliste setzen.

 In diesem Moment breitete sich der Virus aus. Das Smartphone machte permanent darauf aufmerksam, dass es wieder einige Dinge gibt, die zur Anfrage passend gefunden worden waren und nachdem man diese dann begutachtet und auf die Beobachtungsliste gesetzt hatte, fing der Wahnsinn damit an, dass man diese Liste immer wieder neu zusammenstellte. Waren schließlich 8 bis 10 Objekte auf der Liste, von denen man festgestellt hatte, dass sie  "neu mit Etikett"  oder "neuwertig, nur wenig getragen", dem entsprachen, was man brauchen könnte, aber bis dato noch nicht vermißt hatte und zudem auch noch preislich der absolute Hammer sein könnten (bei einen Startgebot von 1 €), dann bot man mit. 
Selbst der dümmste Hund weiß, dass man einen Labelrock vielleicht, mit Glück 70% unter dem Ladenpreis ersteigern kann, dass vielleicht aber auch nur 30% Rabatt möglich sind. Der dumme Hund weiß auch, dass in den letzten Minuten Angebote tierisch steigen, die vielleicht 10 Tage lang bei 3,65 € vor sich hin geschlummert haben. Die letzten Minuten sind ausschlaggebend und das macht das Spannende an dieser Aktion aus! Hier greift der Virus an. Ist man cool, dann geht man die letzte Viertelstunde nicht an den PC, vertraut auf sein Höchstgebot und hofft dass man das Objekt der Begierde zu einem ordentlichen Preis bekommt. Häufig wird man überboten, aber manchmal klappt es. Dann ist die Freude über das Schnäppchen und die Vorfreude auf das Paket groß.

Ist man aber überboten worden, geht das Spiel von vorne los: man sucht weiter nach einem adäquaten Objekt. Bis man es dann hat. Oder sich schämt, weil man doch Shopping-Diät macht und im Grunde ein armseliger Versager ist.
Nicht so heldenhaft wie Judith Levine in dem Buch "no shopping", das mich zu diesem Projekt inspiriert hat oder die amerikanische Familie, die ein Jahr lang nichts "made in China" kaufte. Amerikanische Helden, groß wie Superman und auch genauso langweilig! 

Denn nach langem Nachdenken über meine Fehlbarkeit komme ich zu dem Schluß, dass es doch fast unmöglich sein muß, von der heimlichen , selbsternannten Shopping-Queen zur geläuterten Weisen zu werden. Ich gebe mir die Absolution, nicht nur weil ich katholisch bin, sondern weil ich versucht habe mein Bestes zu geben und mache weiter Shopping-Diät. Vor allem freue ich mich über die neu erstandenen Ebay-Klamotten, die ich super cool finde und mit denen ich mich in diesem Herbst ein Stückchen neu erfinden kann.