Mittwoch, 18. Dezember 2013

Last Christmas

Noch 67 Tage bis zum Ende des Projektes.

Der 34. Post ist meinem Friseur Peter gewidmet: sorry aber ich muß den Termin am Freitag leider absagen!




Eddie Constantin, Francois Truffaut und ein Unbekannter in einem Hotel in Südfrankreich. Der Fotograf, der sein Studio direkt gegenüber dem Hotel hatte, verkaufte dieses Foto in den 1980er Jahren als Souvenir an Touristen .



Rieke feiert einen runden Geburtstag und lädt zur Mottoparty am Freitag ein. Ihr Jahrzent sind die 80er Jahre und deswegen lautet das Motto "Wham! Last Christmas ...". 
Ich halte es für eine tolle Idee, mit einer Party in die Weihnachtstage zu starten und war auch anfangs von dem Motto sehr begeistert. Schließlich waren die Achtziger Jahre auch mein Jahrzehnt - ohne große Modesünden und mit viel Spaß. So wie es für die Historiker das "lange 19. Jahrhundert" gibt, existieren für mich die "langen achtziger Jahre", die erst 1993 zu Ende gingen, als für mich ein neuer Lebensabschnitt begann..

Ein Blick ins Fotoalbum hat mich direkt wehmütig gemacht. Mein Gott, was waren wir damals jung. Wußten wir eigentlich, wie gut wir aussahen? Haben wir das jemals genossen? Ich nicht! Es war einfach so.

Eine Mottoparty verlangt nach dem angemessenem Outfit, also wurde ein Termin beim Friseur für Haare und Make up vereinbart. Klamottentechnisch war ich nicht bereit, mich in Aerobic Kleidung zu schmeißen, mir Schulterpolster in den Blazer zu nähen oder wie eine Dallas-Lady aufzulaufen. Die Haare im Retrostyle mußten reichen. Vielleicht noch ein paar geschmacklose Ohrringe? Etwas Schmuck? Ringe? Ketten? Ich habe fast zwei Stunden bei Karstadt vor dem Billigschmuck verbracht (und die Auswahl ist beträchtlich!!), um etwas Passendes zu finden. Weil nichts mir zusagte, habe ich noch eine Stunde draufgelegt und bin rüber in die Klamottenabteilung, um 80er Jahre Style zu shoppen. Wieder nichts! Rüber zu Zara - auch da: das bin ich nicht! Völlig genervt, weil ich nichts kaufen wollte, vielleicht aber sollte bin ich dann nach Hause gefahren mit der Vorstellung, dass ich Freitag nachmittag zum Friseur gehe, dort eineinhalb Stunden an mir herumzuppeln lasse, die Zeit vor der Party gestylt wie ein Zirkuspferd in einer Bar etwas trinke und von Leuten angeschaut werde, die wahrscheinlich denken, dass ich immer so herumlaufen muß. NIEMALS!

Also werde ich etwas Schönes anziehen, den Abend genießen und stolz darauf sein, dass ich immer dann, wenn ich etwas kaufen soll, nichts kaufen will! Wieder mal geschafft!

Donnerstag, 12. Dezember 2013

...alles shoppt, einer lacht ....

Noch 73 Tage bis zum Ende des Projektes.


Der 33. Post ist den Orten gewidmet, mit denen wir schöne Erinnerungen verbinden; z.B. den Okerterrassen in Braunschweig.



Souvenirs von gestern ohne Rentierfell











Das Leben spielt manchmal verrückt. Fast ein Jahr lang bemühe ich mich, nicht mehr ans Shoppen zu denken und kaum beginnt die Vorweihnachtszeit, die Zeit, in der ich nach Herzenslust Geschenke planen, einkaufen und verpacken könnte, verläßt mich der gute Wille.
Ich habe gar keine Lust zu shoppen.

Viel schöner ist es in diesen Tagen am Abend daheim zu sitzen, den Kindern den Fernseher zu überlassen, um es drinnen gemütlich zu haben. Wer will in diesen Wochen in stressigen Fußgängerzonen nach Geschenken suchen, mit klammen Fingern nach Kleingeld für Straßenmusikanten fummeln und sich darüber ärgern, dass die Straßenbahnen am Ende des Tages überfüllt sind (wenn sie überhaupt kommen)?

Dagegen ist Tee oder Glühwein trinken und hübsches Geschmeide für die Freundinnen zu basteln doch ein viel kontemplativerer Ausklang für nasskalte Tage. Geschenke für die Männer besorgt traditionell der Gatte, befreundete Kinder, Mutter und Schwiegermutter werden mit Geschenken bedacht, die per Telefonanruf im nächsten Buchladen nach zwei Tagen zur Abholung bereit stehen.
Allein der Weihnachtswichtel stellt höhere Anforderungen an mich. Seit einigen Tagen hängen vier Wunschzettel am Kühlschrank, auf den jedes Familienmitglied Wünsche an seinen Weihnachtswichtel geschrieben hat. Obwohl das jüngste (und sich für das Klügste haltende) Familienmitglied (wie jedes Jahr) nach der Namenslotterie behauptet hat, zu wissen, wer wen beschenken darf - ist das Wichteln bis zur Bescherung Geheimsache.



Sonntag, 1. Dezember 2013

Zeitreise

Noch 84 Tage bis zum Ende des Projektes.


Der 32. Post ist meinem Liebsten gewidmet, mit dem ich gestern eine Zeitreise in die Vergangenheit unternahm.



Stuhlmacher in Westalens Hauptstadt Münster    






Nach mehr als zwanzig Jahren zu Stuhlmacher eine Kleinigkeit essen gehen, dem Pianisten auf dem lichtergeschmückten Prinzipalmarkt lauschen, nochmal dieselben Wege gehen und feststellen, dass die Universitätsbibliothek stark erweitert wurde. Das Wandbild in der Kneipe Frauenstr.24 suchen und feststellen, dass auch dort renoviert wurde und das Fresko der Hausbesetzer und Kneipenbesitzer abgemalt und eingeschrumpft an der gegenüberliegenden Wand hängt. Das Givenchy wieder finden, das Emile und Cordula Zaragossa gehört, die unser Hochzeitsessen ausgerichtet hatten. Sehnsucht nach einer kleinen, feinen Stadt haben und über die vielen Touristen noch genauso genervt sein, wie früher.
Der geliebte Optiker hat verkauft und seine Nachfolger bieten Jedermann-Brillen an. Cafe Schucan, wo es Kakao mit echer Milch gab, ist einer Parfümeriekette gewichen. Im Haus der Regensberg'schen Buchhandlung ist Hasardeur eingezogen: der Laden der früher preiswerte und trendige Mode verkaufte, die immer ein wenig nach Zigarettenqualm roch (wahrscheinlich haben die Angestellten heimlich im Lager geraucht) verkauft jetzt in schickem Ambiente Prada und Bottega Veneta. Cafe Grotemeyer baut um, verkauft aber zum Glück noch immer diese wunderbaren Marzipankunstwerke. Selbst im kleinen und feinen Laden Voila - la Droguerie hat sich was verändert: statt des unfreundlichen Besitzers und seiner Gattin, die immer Angst hatten, dass man etwas anfasst, bedienen nun zwei reizende Studenten die Kundschaft, die sich nur schwer entscheiden kann, welche Knöpfe, Perlen, Troddeln oder Bänder sie kaufen soll.

Auch wenn wir in all den Jahren regelmäßig in die westfälische Metropole gefahren sind, war es gestern eine Zeitreise. Neben westfälischen Bauern sitzend, die sich lautstark auf Platt unterhielten, feststellend, dass rheinische Bauern einen anderen Habitus pflegen und fühlend, dass wo wir auch wohnen, unsere Wurzeln weder aus Westfalen, noch aus dem Rheinland stammen: wir kommen aus dem Ruhrgebiet, dem Kohlenpott, Glück auf!