Dienstag, 30. April 2013

Kassensturz

Noch 303 Tage bis zum Ende des Projektes

Der achte Post ist einer Frau gewidmet, der ich vor fast 20 Jahren regelmäßig begegnet bin. Ihre Garderobe bestand aus nur drei Farben schwarz, marineblau und weiß. Die Eleganz und Schlichtheit ihrer Kleidung hat mich damals ungeheuer fasziniert.




Souvenir aus Paris: Chanel Einkaufstäschchen



Am Ende jeden Monats werde ich von nun an einen Kassensturz machen. Der Kontostand Ende April ist nicht besonders berauschend. Gespart wird bekanntlich erst, wenn die Zahlen schwarz sind und nicht rot.  Erst dann häuft sich Sümmchen auf Sümmchen. In diesem Monat ist noch nicht damit zu rechnen, aber der kommende Monat Mai macht einen vielversprechenden Eindruck. 
Ein Paar hellgraue Sandalen mit Eissteinchen und ein Halstuch mit Punkten und Peanutsmotiv hätte ich spontan gerne gehabt (und wohl auch gekauft), wenn es dieses Projekt nicht geben würde. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich mit dem Nicht-Kauf sehr gut leben kann: vom Wetter her sind Sandalen z.Zt. nicht die Schuhe meiner Wahl und was Halstücher betrifft, nenne ich mich gerne "die Frau mit den tausend  Schals" (wenn ich in der Richtung mal übertreiben darf) und liebe sie zwar, brauche sie aber nicht. 
Das Shopping Abenteuer in diesem Monat bezog sich auf ein wunderbares Duschgel und Handcreme. Ausgezogen bin ich an einem Samstagvormittag, um diese Dingen einem Einkaufscentrum zu besorgen und mir weitere schöne Sachen in den Schaufenstern der Geschäfte anzusehen. Da ich in Begleitung war, erschien mir die vorgeschlagene Stunde des "alleine-bummelns" viel zu kurz! Schon nach 30 Minuten war ich restlos bedient und froh meine Begleitung zu treffen, um gemeinsam Kaffee trinken zu gehen.

Auf einer Skala von 1 (sehr leicht) bis 6 (ich habe etwas gekauft), liegt mein Verzichtswert bei 2: es fiel mir nicht sehr schwer nichts zu kaufen. Ob das daran liegt, dass mein Projekt erst seit dem 12. April läuft?Ich fühle mich rundum zufrieden und hatte heimlich damit gerechnet, ein nettes Plus auf dem Konto zu haben, weil ich gefühltermaßen der Meinung war, richtig doll gespart zu haben.
I
Vor  vielen Jahren hatte ich in einer Frauenzeitschrift gelesen, dass Frauen in ihrer monatlichen Budgetplanung nicht mehr als 10 % ihres Einkommens für Mode ausgeben sollten. Dieser ökonomische Vorschlag wurde neben einer Fotostrecke sündhaft teurer Accessoires (mit Preisangabe!) gemacht und mir ging die Frage durch den Kopf, für wen diese Zeitschriften gemacht werden? Verhält es sich mit Modezeitschriften so wie mit dem Playboy oder der Porsche-Werbung? Ältere Semester, die sich so etwas leisten können werden über junge, werbewirksame Modells angesprochen? Keine junge UniAbsolventin auf Jobsuche leistet sich eine Celine-Handtasche für 1500 Euro, kein junger Arzt, der sein praktisches Jahr hinter sich hat und gerade beginnt Geld zu verdienen einen nagelneuen Porsche. Oder doch? Lebe ich nur unter den falschen Menschen im richtigen Leben?




 


Sonntag, 28. April 2013

Albert Watson: 14 Days in Benin

Noch  305 Tage bis zum Ende des Projektes


Der siebte Post ist der japanischen Hofdame gewidmet, die in ihrem "Kopfkissenbuch" viele Listen erstellte. Eine davon war die "Liste der Dinge, die das Herz höher schlagen lassen" - die Benin Fotos von Watson gehören zu meiner Liste der Dinge, die das Herz höher schlagen lassen.










14 Tage lang reiste der Starfotograf Albert Watson im Dezember 2011 im Auftrag der Initiative "Cotton made in Africa" durch Benin. Die Fotos dieser Reise sind vom 28. April bis zum 28. Juli 2013 im Rautenstrauch-Joest Museum in Köln zu sehen.


Wenn ich auch im letzten Post gegen die Kampagne "Cotton made in Africa" Stellung genommen habe, weil sie stolz darauf ist, den angeschlossenen Baumwollbauern ein Einkommen von 1,50  Euro pro Tag zu garantieren, um eine siebenköpfige Familie zu ernähren, wenn ich "Fair Trade" sinnvoller finde als CmiA, dann ist das ein gesellschaftspolitischer Standpunkt, der nicht, aber auch gar nicht die grandiosen Bildern von Albert Watson in Frage stellen will.

Watson, 1942 in Schottland geboren, auf einem Auge blind, studierte Graphik und Film in Großbritannien, bevor er 1966 nach Amerika ging, um dort ein weltberühmter Fotograf zu werden. 
Werbefilme, Titelbilder für Hochglanzmagazine und Filmplakate waren sein Genre, Mick Jagger, Naomi Campbell und Alfred Hitchcock  - nur einige seiner Modells.

Die Reise nach Benin unternahm Watson 2011 im Auftrag von CmiA. Der Auftraggeber wünschte sich Fotos auf Augenhöhe von afrikanischen Kleinbauern, ihrer Arbeit und ihren Produkten. Was er bekam, waren Farbfotos, auf denen jede Person aussieht, wie ein afrikanisches Modell oder eine afrikanische Prinzessin. Die Menschen auf diesen Fotos sind so schön und gleichzeitig nicht von dieser Welt. Schwer vorstellbar, dass auch sie nur von 1,50 Euro pro Tag oder weniger, leben. Anmutig und würdevoll, cool und zeitlos, stylish und selbstbewußt strahlen sie eine Schönheit aus, der sich der Betrachter nicht entziehen kann. Die inszenierten Fotos von Watson sind vielleicht nicht das, was sich der Auftraggeber wünschte. Sie sind mehr, sie sind überirdisch.



Freitag, 26. April 2013

Cotton made in Africa

Noch 307 Tage bis zum Ende des Projektes



Der sechste Post ist allen Müttern gewidmet, die es ihren Kindern ermöglichen, sich auf ihren Rücken auszuruhen.

Babytragetuch aus Baumwolle, Westafrika

Afrikanische Baumwolle verbinde ich persönlich mit Handwerkskunst. Handgefärbte oder gebatikte Stoffe, natürliche Farben wie erdbraun oder indigoblau, anschmiegsame und weiche Qualität, der eine Wäsche in der Maschine gefährlich werden kann. 
Ich hege meine afrikanischen Stoffe und beobachte argwöhnisch, wie die Sonne die Farben immer stärker ausbleicht und aus dem ehemals schwarzen Muster mit der Zeit ein Graubraunes wird. Da ich nicht in einem Museum lebe, gestatte ich den Dingen, sich zu verändern.


Als ich begann, mich mit dem Thema "Cotton made in Africa" (CmiA) zu beschäftigen, war ich grundsätzlich von der Idee begeistert, dass nun ganz viel weiche, afrikanische Baumwolle auf dem Markt zu haben ist und eine Konkurrenz zu amerikanischer, hoch subventionierter Ware darstellen könnte. Obwohl mir auch bewußt war, dass Baumwolle für die industrielle Produktion eine andere Qualität besitzt, als meine Tücher, sah ich doch die Chance für nachhaltig produzierte, zu fairen Bedingungen hergestellte und gut bezahlte Ware. Cotton made in Africa schien die Lösung zu sein.

Weit gefehlt! Obschon Firmen wie Puma, H+M, C&A, Otto, Adidas und Ikea ihr Warenangebot mit afrikanischer Baumwolle ergänzen und sich auch bestimmte Fristen gesetzt haben, zu denen sie mit CmiA den Durchbruch auf dem Massenmarkt geschafft haben wollen, ist ihr Engagement in dieser Richtung durchaus kritisch zu sehen. Hier wird mit der Tatsache gespielt, dass Marken und Labels Vertrauen suggerieren, aber nicht unbedingt auch rechtfertigen, wenn man genauer hinschaut.

Bis zum Jahre 2015 will Ikea seine Produktion auf nachhaltige Baumwolle umstellen, Adidas und Otto setzen auf das Jahr 2018, C&A und H+M lassen sich bis 2020 Zeit.

Nachhaltige Baumwolle (CmiA) hat aber nichts mit Bio-Baumwolle zu tun! Es handelt sich bei CmiA und BCI (Better Cotton Initiative) lediglich um ein Baumwollvertragsanbausystem, das meilenweit entfernt ist von ökologischer Landwirtschaft und nur minimale soziale Standards einhält. Das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, ist ein Menschenrecht und es scheint geradezu beschämend, wenn eine Initiative wie CmiA oder BCI sich mit der Einhaltung dieser Grundrechte brüstet.

Baumwollabnahmepreise über Weltmarktniveau, wie es die Fair Trade fordert, sind bei CmiA und BCI kein Thema. Gentechnisch verändertes Saatgut ist seit Sommer 2012 erlaubt und auch Pestizide werden verwendet. Damit die Baumwollbauern wissen, wie man mit diesen heiklen Stoffen umgeht, werden sie geschult.

Biobaumwolle, die nach strengen Qualitätskriterien angebaut und vermarktet wird, ist keine Konkurrenz zu nachhaltig produzierter Baumwolle von CmiA und BCI. Biobaumwolle kann niemals die Produktionsmengen erreichen, die von den größten Abnehmern gefordert werden. Auch der Preis der fair gehandelten Ware (Fair Trade) liegt deutlich über dem Weltmarktniveau. Diese ökologischen und ökonomischen Ansprüche  senken natürlich die Profite der Händler zugunsten der Hersteller.

Warum haben Textilriesen wie Walmart, H+M und C&A ein so großes Interessen an afrikanischer Baumwolle von CmiA und BCI ? Ganz einfach: die Wachstumsmärkte in Asien werden in Zukunft große Mengen an Baumwolle verlangen. Durch ihre Initiative und die enge Zusammenarbeit mit afrikanischen Baumwollfarmern sichern sich die großen Textilhändler qualitativ akzeptabele Baumwolle zu kalkulierbaren Preisen.  

Sonntag, 21. April 2013

Wir wollen schöne Kleider



Noch 312 Tage bis zum Ende des Projektes



Der fünfte Post ist Jürgen Klopp gewidmet. Trotz der Biene-Maja-Farben des Vereins sieht der Trainer in seinen verschiedenen Outfits am Spielfeldrand immer stylish aus.



Ich war gestern in der östlichen Großstadt des Ruhrgebietes unterwegs und hätte theoretisch die Chance gehabt, viele schwarze Jäckchen zu fotografieren. Nicht eine interessante Möglichkeit hat sich an diesem Tag für mich ergeben. Also, liebe Ruhrgebiet-Fürsten und Prinzessinen: wenn Euch die Stil-Polizei erwischt, braucht ihr eine richtig gute Ausrede!





Mitumba





 
ALLE FOTOS ZEIGEN AUSSCHNITTE AUS: MITUMBA



"Wir wollen schöne Kleider.....";  ist ein Zitat des MITUMBA Choreographic Exchange Project Europe - East Africa, das ich letzten Sonntag zur Premiere im Rautenstrauch-Joest-Museum Haus der Kulturen der Welt in Köln gesehen habe.
Es geht um eine Inszenierung, deren Thema der Altkleiderhandel zwischen Europa und dem Rest der Welt ist. 

Da ich die Komplexität des Themas immer mal wieder aufgreifen werde, sei an dieser Stelle nur soviel dazu gesagt: nachdem unsere Kleiderschränke erfolgreich entrümpelt worden sind, tragen wir unsere aussortierten Klamotten im besten Falle zu den Spendencontainern, die mittlerweile in jedem Stadtviertel stehen und darauf warten, gefüllt zu werden. Bei den Organisationen, die die Container aufstellen, findet eine Sortierung der Spenden nach den Kriterien: unbrauchbar (das Material wird recycelt), Osteuropa und Afrika statt. Die brauchbaren Spenden werden mit Gewinn auf osteuropäischen Märkten weiterverkauft, der  Rest findet sich auf Second-Hand-Märkten in Afrika wieder - und das sind nicht unbedingt die schönsten Kleider, die dort auf den Märkten verkauft werden.

Wie dieses, an sich abstrakte, Thema in einer choreographischen Theaterinszenierung von einem internationalen Ensemble aufgegriffen und gestaltet wird, kann man sich an den folgenden Terminen in Deutschland anschauen:
3. Mai 2013, 17 h Alte Feuerwache Köln, 17. November 2013 ZKM Karlsruhe, 19./20. November 2013 Festival GLOBALIZE:COLOGNE, Köln

"Mitumba ist die suahelische Bezeichnung für die in Plastiksäcken zusammengebündelte Altkleidung, die in Industriestaaten an karitative NGOs gespendet wird und über Zwischenhändler zu den Märkten der Entwicklungsländer gelangt, um dort verkauft zu werden. Den Hauptmarkt für den Handel mit Altkleidern stellt Afrika dar." (Zitat aus dem Theaterflyer)

Statt eines regulären Eintrittspreises lädt das Ensemble zum Kauf von Altkleidung während der Performance inmitten einer typisch afrikanischen Flohmarktsituation ein. Handeln und Feilschen sind nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht!

Donnerstag, 18. April 2013

Geliebtes Smartphone

Noch 315 Tage bis zum Ende des Projektes




Der vierte Post ist Astrid gewidmet, die mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass es nicht "Blog" heißt, wenn ich neue Einträge mache, sondern "Post".



So Achtziger ....

 

So Achtziger ....


Obwohl ich es zu verbergen versuche, hat es bestimmt  jeder schon gemerkt: ich bin ein Greenhorn in Sachen Internet, nicht besonders standfest, noch grün hinter den Ohren und habe noch viel zu lernen. Als echtes Greenhorn habe ich aber auch das Staunen noch nicht verlernt und freue mich jedes Mal riesig, wenn ich die Welt der Bits und Bites ein bißchen besser nutzen kann.

Seit vier Wochen bin ich stolze Besitzerin eines Smartphones. Ich habe es angeschafft, damit ich unterwegs meine Emails lesen kann. Jetzt schreibe ich SMS, hatte einige Wochen Spaß an Mode Apps (die ja jetzt gelöscht sind), mache Photos und trage meine Termine in den elektronischen Kalender ein.Wenn ich meine Tasche packe, ist das Smartphone dabei und ich habe das Gefühl, alles Wichtige mitzunehmen. Die Brieftasche mit diversen Karten bleibt zu hause, weil sie zu viel Platz wegnimmt. Leider hat mir dadurch auch heute meine Versicherungskarte gefehlt und mein Arztbesuch war völlig umsonst.

Auf dem langen Weg zu diesem Termin habe ich die ganze Zeit Musik gehört und war in meiner eigenen Welt: Jack Johnson, George Harrison und Sting begleiteten mich und ich war eine von vielen Bahnreisenden, die alle mit einem Ohrstecker unterwegs, durch musikalische Mauern voneinander getrennt waren.

Als ich Anfang der achtziger Jahre regelmäßig in eine andere Stadt gefahren bin, kam der Walkman auf, dieser unentbehrliche kleine Kassettenrecorder, mit dem man unterwegs über Kopfhörer Musik hören konnte. Während man in den zurück liegenden Jahrzehnten noch mit seinen Mitreisenden  manchmal mehr, manchmal weniger angeregt plauderte, grenzten wir uns in den achtziger Jahren mit unseren Kopfhörern ab und es entstand eine Stille, die besonders von alten Reisenden als bedauerlich empfunden wurde. 

Unverbindliche Gespräche zwischen zwei Orten wurden weniger, bis sie in der Gegenwart gar nicht mehr statt finden. Die Strukturen der Kommunikation ändern sich: der persönliche Austausch mit einem Gegenüber ist der indirekten Kommunikation mit einem Medium gewichen. Ich weiß nicht, wie meine Nachbarin auf der anderen Straßenseite heißt und obwohl ich seit fast 15 Jahren dort wohne grüßt sie mich auch nicht, aber ich kann Euch erreichen und Ihr mich - und das ist nicht "so Achtziger ...", sondern modern.

Der Spruch "so Achtziger ..." ist übrigens die Reaktion von J.auf meine Bemerkung, dass ich mir die Posts ausgedruckt habe, damit nichts verloren geht. "Heute", so sagt er, "speichert man die Dateien extra ab".

Dienstag, 16. April 2013

Ich räume auf

Noch 317 Tage bis zum Ende des Projektes



Der dritte Blog ist den Eigenschaften Mut und Ausdauer gewidmet; ich finde es total mutig, dass ich dieses Projekt gestartet habe und hoffe sehr, dass ich ausdauernd genug bin, es auch durchzuhalten.



Christina mit "little black jacket" - auch sie hat ein neues Projekt gestartet


Alles muss raus


Wenn die Kleiderschranktür mal wieder klemmt, juckt es mir in den Fingern, weg zu werfen und Platz zu schaffen. Ein wunderbares Frühlingsritual, das ich auch gerne im Herbst vollzogen habe, damit es in meinem eintürigen Kleiderschrank nicht zu eng wird. 

Gerne habe ich mich von alten T-Shirts, zu engen Hosen und unansehnlich gewordenen Strümpfen getrennt. Jetzt aber bemerke ich seltsame Anfälle von Geiz an mir; der Gedanke taucht auf, dass ich fast ein Jahr lang nichts mehr kaufen werde und diese Bluse, dieser Pulli oder Schal bestimmt noch einmal gebraucht werden und zu neuen Ehren gelangen könnten.

Auch die Idee, mit meiner Schuhsammlung ein ganzes Jahr ohne Neuzugänge überstehen zu müssen, macht mich unruhig. Ich ertappe mich bei dem Gedanken,  zu überlegen, was ich mir zum Geburtstag wünschen könnte .... Vielleicht ein paar graue Ballerinas oder diese fantastischen Sandalen mit  Glassteinchen auf dem Rist, die aussehen wie scharfkantige Eisstückchen? Zum Glück sind es noch einige Monate bis dahin und es wird sich eine Lösung finden, sagt die Zuversicht.

Dann sind da auch noch die schönen Apps wie z.B. "loveshop", die Newsletter diverser Klamottenläden aus dem In- und Ausland (ja - ich hinterlasse auch bei Urlaubseinkäufen gerne meine Emailadresse, um französische Ausverkäufe, italienische Schnäppchen oder skandinavische Mid-Season-Sales nicht zu verpassen), bei denen ich schon einmal etwas gekauft habe oder immer schon kaufen wollte. Jetzt erfreuen sie mich noch mit ihren Angeboten, aber ich weiß ganz genau, früher oder später werden sie im virtuellen Papierkorb landen. 

Die heißgeliebten Kataloge flattern noch immer  ins Haus und bis vor kurzem habe ich die Seiten der interessanten Modeartikel noch sorgfältig geknickt, um bei Bedarf rasch auf dieses Teil zurückgreifen zu können. Damit muss jetzt Schluß sein : aus und vorbei! Auch darf ich nicht vergessen, mich in meinem örtlichen Lieblingsgeschäft abzumelden. Man wird mich dort vermissen und es wird Erklärungsbedarf geben, but the show must go on.

Sonntag, 14. April 2013

Jäger und Sammler

Noch 319 Tage bis zum Ende des Projektes



Der zweite Blog ist meiner Tochter gewidmet, die heute dafür gesorgt hat, dass es auf diesem Blog Fotos zu sehen gibt.


Ohne Fotos ist so ein Blog doch echt öde. Deswegen war ich gestern in der Stadt als Jäger-und SammlerIn unterwegs und habe kleine schwarze Jäckchen an freundlichen Menschen fotografiert.
Rotes Tuch, rotes Tasche, rote Schuhe - ein echter 
Hingucker!

Chanel, Chanel, Chanel, let's fake ... Du siehst superaus

Mareike an ihrem Jungesellinnen-Abschied: viel Glück!



















Das Projekt, ein Jahr "ohne" zu leben ist nicht neu


Judith Levine hat in ihrem Buch "No Shopping" (Berlin 2009) gemeinsam mit ihrem Mann Paul ein Jahr lang auf alles Nicht-Notwendige verzichtet. Die Amerikanerin beschreibt amüsant ihr Leben zwischen Vermont und Brooklyn, ihren Verzicht auf Restaurant- und Kinobesuche, chinesische Süßigkeiten und spezielle Skisocken. 
Am Ende des Jahres ziehen Paul und Judy Bilanz: ein Jahr "ohne" hat sie im doppelten Sinne des Wortes bereichert, sie haben am Ende des Jahres nicht nur 8000 Dollar weniger ausgegeben als im Vorjahr; sie haben auch an Erfahrung gewonnen und festgestellt, wie verletzlich sie waren. Im physischen Sinne durch Hunger, aber auch im psychischen Sinne, wenn es immer wieder Situationen gab, in denen darüber diskutiert wurde, was notwendig ist und was nicht.

Die amerikanische Wirtschaftsjournalistin Sara Bongiorni begibt sich mit ihrer Familie in ein ähnliches Abenteuer. Ein Jahr lang versucht die Familie ohne Produkte "made in China" zu leben (Ein Jahr ohne "Made in China", Weinheim 2008). Die Anforderungen, die dieser Selbstversuch an die Familie stellt, sind nur mit amerikanischen Maßstäben meßbar und für Europäer eher amüsant. Es gipfelt darin, dass sich die Familie für Lego Spielzeug, statt Plastik  "made in China" entscheiden und ihre verschlissenen chinesischen Socken gegen Französische austauschen muss.
Die Panikattacken, die Sara verfolgen, weil sie Produkte aus China boykottiert, sind für Europäer nur schwer nachzuvollziehen, weil wir aus einem größeren Sortiment an Produkten wählen können, die in Europa hergestellt worden sind. Der Marktanteil chinesischer Produkte ist in Europa wesentlich geringer, als in Amerika. 

Was wird mein Gewinn am Ende des Jahres sein: 
werde  ich mich gereinigt und erfrischt fühlen, gestärkt und mit einem klaren Blick ausgestattet, für das, was ich wirklich will? Oder werde ich verzweifelt danach lechzen endlich wieder etwas, viel, alles kaufen zu können, weil das Projekt beendet ist?

Freitag, 12. April 2013

Wann ist genug wirklich genug?

Noch 321 Tage, bis zum Ende des Projektes




Der erste Blog ist Stephane gewidmet, ohne den ich niemals auf die Idee gekommen wäre, mir ein kleines schwarzes Jäckchen von Chanel zu wünschen.

Wann ist genug wirklich genug ....


..... wenn man mehr als genug besitzt? Wenn sich die Schublade der Kommode nicht mehr schließen läßt? Wenn man sich zufrieden umschaut und fest stellt, dass man jetzt aber auch wirklich gar nichts mehr braucht, weil man alles hat? Wenn man nicht mehr weiß, was man anziehen soll? 

In diesen Momenten sehne ich mich nach einer Uniform, die mir die Entscheidung der Auswahl abnimmt oder danach meine komplette Garderobe nur  in einer einzigen Farbe anzulegen. Trüge ich beispielsweise nur noch schwarz, passten T-Shirts, Röcke und Pullis immer zusammen,  dazu schwarze Schuhe - fertig! Aber sich ganz in schwarz zu kleiden ist so traurig. Sorry ihr Modemenschen und Künstler, aber so ganz ohne Farbe könnte ich nicht leben. Naturfarbenes wäre schön, sieht aber als Ganzes unfreiwillig komisch aus, als hätte man eine Farbstoffallergie und dürfte nur Ungefärbtes tragen - auch nicht gut. 

Die Lösung wäre eine absolut reduzierte Garderobe, mit wenigen, entscheidenden Stücken, die zu allem passen.
Karl Lagerfeld sieht in der Kombination von weißem T-Shirt, Jeans, kleinem schwarzen Jäckchen den Allrounder, der es mit jeder Situation aufnehmen kann, aber kann ich es mit Chanel aufnehmen? Für dieses Traumstück darf ich ein Jahr lang nicht shoppen gehen. Woher ich das weiß? Seit Jahren notiere ich mir auf heimlichen Listen meine Ausgaben für Klamotten aller Art. Eine einfache Addition dieser Ausgaben innerhalb eines Jahres entspricht dem Gegenwert eines Chaneljäckchens.

Aber kann ich das wirklich? Ein ganzes Jahr lang nicht shoppen gehen? Dabei gehört shoppen am Wochenende zu meinen Lieblingsbeschäftigungen und ich bringe fast jedes Mal etwas Schönes mit nach Hause: ein neues Shirt, in einer Farbe, von der ich nicht wußte, dass ich sie brauche. Ein paar Schuhe, die ich wirklich zu ALLEM tragen kann, ein neues Tuch, denn Tücher sind definitiv, das Accessoire, mit dem man jedem Outfit ein neues Aussehen geben kann - auch der Jacke vom vorherigen Jahr. 
Außer Hüten und Pelzen ist so ziemlich gar nichts vor mir sicher und so besitze ich einen Kleiderschrank voller Sachen, mit einer Schublade im unteren Teil, die sich nicht mehr schließen läßt.


Mein Projekt besteht darin, dass ich bis zum 27. Februar 2014 nicht mehr shoppen gehe.


Erlaubt sind Kosmetikkäufe (da bin ich recht bescheiden) und natürlich Friseurbesuche. 
Tabu sind Klamottenkäufe und Schmuck. Über den Ersatz von Strümpfen und Unterwäsche werde ich bei Gelegenheit nachdenken - erstmal bin ich ausgerüstet.
Mein letzter Einkauf vor der Depression war eine Sonnenbrille, leider nicht mit rosaroten Gläsern, sondern mit graugrünen, was den Anblick der Welt an sonnigen Tagen etwas eintrübt. Ich werde mich an sie gewöhnen müssen. Das Teil sieht mega-cool aus und ich brauche sie dringend, wenn ich am Wochenende in der Stadt einen Milchkaffee trinke und darüber nachdenke, was ich alles nicht kaufen werde.