Noch 273 Tage bis zum Ende des Projektes
Der zwölfte Post ist einer Bekannten meiner Tochter
gewidmet, welche die These vertritt, dass, wenn man intensiv an einer Sache
arbeitet immer die beiden Fragen maßgeblich sind: wo will ich hin? Von wo will
ich weg?
Foto: Laura Moellers |
Am Ende des zweiten, shopping-freien Monats stelle ich mir
wieder die Frage: wie viel Geld habe ich in diesem Monat gespart? Theoretisch
müsste sich wieder ein hübsches
Sümmchen auf meinem Konto versammelt haben.
Dem ist nicht so!
Wieso?
Weil ich eine Meisterin der Milchmädchenrechnung bin.
Wie die bundesrepublikanischen Wirtschaftsweisen, die den
jährlichen Zuwachs des Bruttosozialproduktes und der steigenden
Wirtschaftskraft ausrechnen und ein stetiges Wachstum von einigen Prozent
vorhersagen, da sie nicht bereit sind an das Ende der Wachstumsmärkte zu
glauben, so fließt auch in meine Rechnung nicht ein, dass die Einnahmen
zurückgehen, die Ausgaben aber weiterhin fließen und ich niemals soviel Geld
zurücklegen kann, wie ich es theoretisch geplant hatte.
Die Sparmaßnahme des Nicht-Shoppens kommt also genau zum
rechten Zeitpunkt.
In diesem Monat hätte ich sehr gerne eine afrikanische Kette
und ein Paar bunte Sneakers gekauft. Auf einer Skala zwischen 1 und 6 liegt der
Verzicht auf die Sneakers bei etwa 2-3; der Verzicht auf die Kette hat mich
schon einige Tage beschäftigt und liegt demnach bei 4, er ist mir nicht ganz so
leicht gefallen.
Dadurch habe ich in diesem Monat ca. 150 Euro virtuelles
Geld gespart. Ich fühle mich durch den Verzicht überlegen und habe nicht
wirklich das Gefühl, diese Sneakers oder diese Kette zu brauchen. Ich weiß,
dass ich sie durch andere Dinge, die ich bereits besitze, ersetzen kann. Dabei
hilft mir sicherlich auch das Projekt „6 Dinge oder weniger“, mit dem ich mich
seit kurzem beschäftige und das mir zeigt, wie viel ich in Wirklichkeit
besitze.
Mit der Frage „wo will ich hin“ stelle ich seit kurzem auch
den Wunsch nach dem Chanel-Jäckchen in Frage, ich weiß nicht mehr, ob ich es
wirklich will; aber ich weiß, von wo ich weg will: ich will weg vom Spaß-Konsum
des Kaufens.