Der siebzehnte Post ist der starken Farbe schwarz gewidmet, die sich in letzter Zeit zu meiner Lieblingsfarbe entwickelt: schwarz ist streng, schafft Distanz, macht den Träger unauffällig und rückt sich selbst in den Hintergrund.
Zeichnung: privat |
Nachdem ich in der letzten Woche, in meinem 6er Projekt zwei weiße Blusen hatte, sehne ich mich regelrecht nach der Unsichtbarkeit. Weiß ist so dermaßen dominant, dass ich mich mit meinen Blusen absolut im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gefühlt habe (ich glaube, manchen Leuten ergeht es so mit der Farbe rot, die für mich emotional kein Eyecatcher ist). Weiß ist feingemacht, weiße Kniestrümpfe und Sonntagskleider, weiß sollte man nicht beschmutzen, weiß ist rein, sauber, hell und frisch. Weiß ist definitiv nicht meine Farbe!
Mit meiner weißen Bluse, einem hellbraunen Strickmantel, beigen Caprihosen und Converse bin ich mir im Einkaufszentrum im Spiegel begegnet und hätte fast vor Entsetzen laut aufgeschrien! Gibt es in meinem Haushalt keinen vernünftigen Ganzkörperspiegel, in den ich am Morgen hätte reinschauen können, um den Anblick zu vermeiden? Es sah furchtbar aus, die Proportionen waren völlig unstimmig! Also schnell rein zu Tamaris und ein paar sehr schöne hellbraune Absatzsandaletten gekauft und gleich anbehalten. Das Selbstbewußtsein stieg von null auf hundert und ich hatte in diesem Monat einen ganz wahnsinnigen Rückfall.
Zu meinem Glück oder Unglück ist das Konto sauber im grünen Bereich und es ist diesen Monat auch noch etwas übrig geblieben. Moralisch habe ich mit und ohne Vorsatz kläglich versagt und schwöre mir, dass das nicht wieder vorkommt, denn das Glück der erworbenen Dinge hat auch nicht so mega lange angehalten. Der Gott der schönen Dinge ist mit mir und wird mir helfen den Versuchungen zu widerstehen.
In diesem Monat habe ich ein paar rustikale Schnürschuhe aus Lack für die kalte Jahreszeit nicht gekauft.
Auf einer Skala von 1-6 viel mir das Verzichten so schwer, dass ich mich bei 6 einordne: ich habe Sandalen und einige Kleidungsstücke der neuen Lieblingsmarke gekauft.
Ich fühle mich zwar nicht als Versager dieses Projektes (weil es ja weiter geht), aber ich habe schon das Gefühl, dass dieser Monat nicht als Verzichtmonat zählt. Dafür wird der Kleiderschrank immer übersichtlicher: ich kann mich von vielen Sachen trennen und fühle mich dadurch erleichtert. Das 6er Projekt (6 Items or Less oder wie ich es nenne: 6 Items and One), in dem man eine Woche nur eine begrenzte Anzahl von Kleidungsstücken trägt, macht mir nach wie vor Spaß und läßt meinen Kleiderauswahl riesengroß erscheinen. Was in diesem Zusammenhang untragbar erscheint wandert in das Zwischenlager im Keller - so habe ich die Option, nocheinmal darauf zurückgreifen zu können, wenn ich etwas wirklich vermisse. Denn Sachen spontan und gnadenlos weg zu werfen ist in meiner Situation genauso kontraproduktiv, wie Spontankäufe. Ein neuer, persönlicher Stil muss sich langsam entwickeln.